Sir Arthur Conan Doyle war ein absoluter Meister der „Zeilengewinnung”.
Um oftmals etwas „dünnere Geschichten”, die im Prinzip nicht besonders viel hergaben, etwas mehr anzufüttern, ließ er den Erzähler der Sherlock Holmes-Abenteuer — Dr. Watson — ein wenig „daherplaudern”. Dabei füllten sich nicht nur die Zeilen besser und schneller, sondern es wurden auch diverse Fälle des Detektivs erwähnt, die dieser hervorragend gelöst hatte, (wie auch sonst?), die Doyle aber nun trotzdem nicht unbedingt als der Mühe Wert empfand, um sie auch noch lang und breit aufzuschreiben. (Keine Zeit, keine Lust, viel zu schönes Wetter, Eisdiele, je nachdem… Reicht ja, wenn man weiß, dass die olle Schnüffelnase voll schlau ist und schon gaaaaanz viele Fälle gelöst hat… )
Für die „Verlorenen Fälle”, die ”Lost Cases” des notorischen Baker Street-Residenten, also, muss ich den Kram jetzt … äh… habe ich daher jetzt das überaus große Vergnügen, diese nun frei, nach den wenigen Stichpunkten Doyles zu kreieren, die er aus Versehen in seinen übrigen Geschichten hinterlassen hat. Bei ihm liest sich das dann etwa so…
„Ha! Holmes, wissen Sie noch damals, als die Sophie Anderson erfolgreich unterging?”
(Nein, das war nicht die Vorgängerin von Mrs. Hudson, die Holmes zu experimentellen Zwecken für eine halbe Stunde im Waschzuber untertauchte… Das war ein Segelschiff. Die andere leidenschaftliche Nichtschwimmerin, das war Miss Emily Hutchinsonwilliamsondingensdelightful…oder so…)
„Ja, ja, weiß ich noch… »But … this ship cannot sink!« Kack-Eisberg. Blubb! — »Rose!« »Jack!« Nochmal »Blubb!« — Und ehe man’s sich versieht, fängt Celine Dion an zu trällern…”
„Aber an den Tankerville Club Skandal, daran können Sie sich nicht mehr erinnern, oder? Und an die Sache mit Colonels Warburtons Wahnsinn? Ha! Das war doch mal spektakulös! Nicht, hier, ständig flauschige Wauwaus auf Baskerville Hall Gassi führen…”
„Wollen Sie mich jetzt zutexten, Watson? Oder wie genau muss ich das verstehen?”
„Naja… Sie können sich doch nicht den ganzen Tag lang die Nase zukoksen und anschließend Geige spielen…”
„Sagt wer genau?”
„Ähem… Dieser Herr aus Maastricht behauptet jedenfalls, er könne viel besser mit dem Instrument umgehen als Sie…”
„Ach was… Der Walzerkönig himself?”
„Ja. Und eine bessere Frisur als Sie hat er auch noch…”
„Verflixt und zugenäht… Das stimmt allerdings… Wo sind meine Lockenwickler eigentlich abgeblieben? Ah… Ich weiß schon. — Mrs. Hudson! Mrs. Hudson! Hierher, aber pronto!«
Ich weiß, ich weiß — eine Prise augenzwinkernden Humors ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Macht aber nix. Ich bastle aus den detaillierten Notizen Doyles dann trotzdem spannende Holmes-Krimifälle. Und ab und an etwas zum Schmunzeln ist auch nicht verkehrt…
Auch in dieser Reihe sind Tim Gössler und Marc Schülert in den Hauptrollen als Holmes und Watson zu hören.